Ockhams Rasiermesser (oder Ockhams Schlussfolgerung) ist ein Prinzip der Wissenschaftstheorie. Es besagt, dass man unter vielen möglichen Erklärungen für eine Beobachtung diejenige wählen sollte, die mit den wenigsten Annahmen verbunden ist. Dieses Prinzip wird auch als KISS-Prinzip (Keep it simple, stupid) bezeichnet.
Ockhams Rasiermesser ist benannt nach dem mittelalterlichen Philosophen und Theologen William of Ockham (um 1287-1347). Er war derjenige, der das Prinzip erstmals formuliert hat. Allerdings war er nicht der Erste, der diese Idee vertrat. Ähnliche Ansätze finden sich bereits bei Aristoteles und anderen antiken Philosophen.
Das Prinzip lautet in etwa: „Wenn es mehrere Erklärungen für ein Phänomen gibt, sollte man diejenige wählen, die mit den wenigsten Annahmen verbunden ist.“ Oder in einer etwas anderen Version: „Alles, was nicht zwingend notwendig ist, sollte man ablehnen.“
Das Prinzip hat vor allem in der Physik seine Anwendung gefunden und trägt auch den Namen „Occams Physik“. Dabei geht es darum, Theorien zu entwickeln, die so einfach wie möglich sind und trotzdem alle beobachteten Fakten erklären können.
Ein berühmtes Beispiel für die Anwendung von Ockhams Rasiermesser ist die Entwicklung der Theorie der Elektrizität und des Magnetismus durch Michael Faraday (1791-1867) und James Clerk Maxwell (1831-1879). Bei ihrer Arbeit haben sie sich strikt an das Prinzip gehalten und sind zu einer relativ einfachen Theorie gelangt, die alle damals bekannten Erscheinungsformen elektrischer und magnetischer Phänomene erklären konnte.
Auch in der modernen Kosmologie wird Ockhams Rasiermesser angewandt. So gibt es beispielsweise verschiedene Erklärungen für das sogenannte dunkle Universum, von denen einige sehr komplex sind. Die Wissenschaftler versuchen jedoch stets, diejenige Erklärung zu finden, die mit den wenigsten Annahmen auskommt.
Wie lautet nun die Schlussfolgerung aus der Anwendung von Ockhams Rasiermesser?
Keep it simple!
Ockhams Rasiermesser kann dazu beitragen, Theorien zu entwickeln, die so einfach wie möglich sind und trotzdem alle beobachteten Fakten erklären können.
Ihr professioneller Ghostwriter
Kai-Uwe Hüter
[Veröffentlicht am 31.10.2022]